Hallo ihr Lieben,
ich habe hier ja schon sehr lange nichts mehr geschrieben, was für mich ja doch recht ungewöhnlich ist. Vor allem wenn man die Anfangszeit dieses Blogs betrachtet, da hab ich ja fast jeden Tag etwas geschrieben. Damals steckte ich in einer starken Krise und das schreiben half mir. Nur waren die Texte von der Grundstimmung doch recht negativ behaftet. Meine Grundhaltung ist aber positiv und ich starte eigentlich auch fast jeden Tag mit voller Motivation, denn es ist ein neuer Tag, an dem ich arbeiten kann und er mich ein Stück meinen Zielen näher bringt. Sei es beruflich, sei es, dass ich Menschen ein Stück weit besser verstehe: Oder auch das ich mich besser verstehe. Aber leider muss ich da auch immer wieder viele, viele Rückschläge einstecken.
Nun möchte ich gerne auf die negative Einstellung zu sprechen zu kommen. Ich spreche jetzt speziell für mich aber auch andere Asperger und Autisten schildern mir es so. Aber ich denke zu Anfang sollte ich mal ein weit verbreitetes Gerücht aufklären. Viele Menschen denken ja, wenn sie Autismus hören an isolierte Menschen mit Super Brain Fähigkeiten, um es mal „spitz“ auszudrücken. Da hat der Film Rainman einen großen Anteil dran. Keine Frage, er öffnet einem erst einmal die Augen für diese Welt. Selbst Betroffene und Angehörige können aber berichten, dass nur ein Teil davon zutrifft.
Ich hab hier im Blog auch einmal eine Liste von Filmen und Büchern zusammen gefasst.
Aber nun zu einem bestimmten Vorurteil bzw. Gerücht; Autisten sind isoliert und wollen keinen Kontakt. Meiner Erfahrung nach stimmt das nicht. Ich möchte gerne Kontakt mit anderen Menschen und auch andere Autisten mit denen ich zutun habe, möchten diesen gerne. Aber warum sind sie dann oft alleine. Ganz einfach, sie wissen nicht, wie sie den Kontakt herstellen sollen, es fällt ihnen schwierig Freundschaften zu schließen und werden oft nur als total merkwürdig und sonderbar abgestuft und sind leider auch ziemlich oft Mobbingopfer, da sie anders und merkwürdig sind. Und selbst wenn sie es geschafft haben, sich einen kleinen Freundeskreis aufzubauen, so wie ich, dann geht oft so viel schief und kaputt. Denn die Kommunikation findet auf einer Ebene statt, die für Autisten nur kaum bis gar nicht nach zu vollziehen ist. Oft gehen dann diese Beziehungen in die Brüche. Und oft eist es so, dass uns dann die Schuld in die Schuhe geschoben wird. Was ich auch nicht ganz abstreiten will. Ich sehe ja auch die Fehler und versuche daran zu arbeiten. Aber mir fehlt dann einfach die Handlungskompetenz, es anders zu machen. Zu Kommunizieren, was meine ich eigentlich. Ich sehe immer nur, dass es schief läuft, weil ich mich nicht richtig ausdrücken kann. Und dann versuche ich dem Ganzen halt auf den Grund zu gehen, weil ich es eben nicht verstehe und genau dieses tiefer Bohren ist bei normalen Menschen total unbeliebt und dann machen sie total dicht. Und für den Asperger bleibt nur die Erkenntnis, dass er an allem Schuld ist. Und dass zieht sich so im Laufe seiner Entwicklung durch und gräbt und brennt sich tief ein und irgendwann fühlt er sich dann verantwortlich für alles, was schief geht. Und um das zu vermeiden, kapselt er sich ab und isoliert sich. Anfangs weiß ich noch, dass es sich um Kommunikationsfehler handelt, aber wenn ich dann diesen Fehlern auf den Grund gehen möchte, mich versuchen zu erklären, den Streit an sich zu schlichten, wird es nur noch schlimmer und sämtliche Schuld landet bei mir. Und ich gehe mit meinem Asperger inzwischen sehr offen um und kommuniziere dies auch. Aber eben durch diese vielen Fehlschläge und dass auch die kleinen Fortschritte kaum anerkannt werden, ist es eben, dass man dann auch wenig Selbstbewusstsein an den Tag legt. Man ist ja eh nur der Dumme und macht alles falsch. So kommt es am Ende heraus. Und ich sehe gar nicht mehr, dass es nicht nur an mir liegt, dass kommt mir dann gar nicht mehr in den Sinn. Und so wird es eben auch von den anderen eingeredet.
Und was hat das ganze jetzt mit den Wünschen und der Realität zu tun?
Ich hatte einmal das riesengroße Glück für 4 Wochen eine Beziehung zu führen. Und auch wenn jetzt einige sagen, dass es ja gar keine richtige Beziehung ist. Es waren ja nur 4 Wochen usw. Für mich war es eine. Es war für mich die schönste und glücklichste Zeit in meinem Leben. Und ich es war so schön, täglich an sie zu denken, sie in den Armen zu halten, sie zu drücken, sie zu küssen, mit ihr etwas zu unternehmen oder sich einfach nur zu unterhalten. Eigentlich für Asperger doch ein recht ungewöhnlich Verlangen und Verhalten, dass mir das alles gefällt. Aber ich denke, wenn einmal der richtige Mensch kommt, der es schafft sozusagen den Schalter umzulegen, dann habe ich Entwicklungspotentiale, von denen ich nicht mal weiß, das ich sie habe. Und sie hatte sich anfangs, an dem Abend wo wir uns kennen gelernt hatten so wohl gefühlt und das wurde mir auch von anderer Seite bestätigt. Und es wurde auch gesagt, dass wir gut zueinander passen. Und es war am Anfang so schön und so harmonisch. Ich hatte nach einer Woche auch ein kleines Video gedreht, wie wir uns kennen gelernt hatte. Mit Fotos und kleinen Texten und hatte eben auch Kerzen aufgestellt, in Form von einem Herzen und einer Sternschnuppe und die abgefilmt. Sie hatte sich damals so drüber gefreut. Ich würde gerne wissen, ob sie es noch hat und was passieren würde, wenn sie es sich anschaut. Genauso habe ich ja ein kleines Tagebuch geschrieben, wie wir uns kennen gelernt hatte, was ich dabei empfunden und gefühlt hatte. Ich würde gerne wissen, ob sie das ebenfalls noch hat und was auch hier passieren würde, wenn sie es sich noch einmal durchliest. Genauso würde ich ich gerne wissen, ob sie meine Kette noch hat, die ich ihr geschenkt habe. Aber das sind leider alles nur Wunschgedanken.
Die Realität sieht leider so aus, dass wir uns absolut nicht verstehen, bzw. eher sie sich nicht mit mir und gar nichts mit mir zu tun haben will. Die Fronten sind leider so verhärtet, dass es den Freundeskreis belastet. Denn wir haben den gleichen Freundeskreis. Und es ist einfach viel zu viel passiert. Und diese Schuld frisst mich Tag für Tag auf. Und mir wurde gesagt, ich soll mir selber verzeihen. Ich darf mir verzeihen, da ich ja eigentlich ein guter Mensch bin. Aber wie soll ich mir verzeihen können, wenn meine Taten einen anderen betreffen und sie mir in dem Fall absolut nicht verzeiht?
Kinder sind in der Hinsicht so verdammt toll. Die streiten sich kurz oder auch länger und danach spielen sie wieder zusammen, als ob nichts gewesen wäre. Ihr Motto ist vergeben und vergessen. Ihnen ist das glücklich miteinander spielen wichtiger, als ihr Stolz. Und das finde ich so total schön und toll. Und ich hoffe, dass ich das auch kann. Ich bin eigentlich niemandem nachtragend. Wer Hilfe braucht, bekommt sie von mir.
Und jetzt mal mein Wunsch. Ich würde mir wünschen, dass wir einen Weg finden, dass ich mit ihr kommunizieren kann, dass wir einen Weg finden, die Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen, ein Weg zu Verzeihung gefunden wird und das wir noch einmal zusammen finden. Aber die Realität sieht eben ganz, ganz anders aus. Und das ist mir total bewusst und dieser Wunsch von mir wird sich niemals erfüllen. Und ich handle meines Erachtens auch nicht danach, dass sich dieser Wunsch sich irgendwann erfüllen wird. Aber aufgrund meiner Probleme sieht es für andere so aus, dass ich alles daran tue, um in ihrer Nähe zu sein. Ich versuche mich eben nach wie vor mit allen Mensch zu verstehen un bei niemanden anzuecken. Was mir aber nicht gelingt. Also egal, was ich mache. Die Schuld habe immer ich, bzw. wird sie mir zugeschoben.